Zu dir rufe ich, HERR; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet.
Joel 1, 19-20
Dieser Monatsspruch hat es in sich. Eine Katastrophe nach der anderen bricht über das Volk Israel herein. Zuerst eine Heuschreckenplage, dann eine Dürre, die Saat und Ernte vernichtet und Bäche austrocknen lässt. Steppenbrände vernichten auch Bäume und Felder. Schließlich gehen die Rinder ein, weil sie kein Futter mehr finden.
Der Prophet Joel wird von Gott beauftragt, eine landesweite Buße auszurufen und er findet Gehör, was keinesfalls selbstverständlich ist. Weil jedoch die Not so groß geworden war, beteiligte sich das ganze Volk an einer mehrtägigen Bußfeier, sogar von Säuglingen ist die Rede. Gottes Reaktion? Erwartbar: Wieder siegt sein Erbarmen über die Strafe, wieder stellt er die Gnade über die Gerechtigkeit. Korn, Wein und Öl verschenkt er großzügig. Regen lässt das Land wieder grünen. Felder und Bäume bringen den gewohnten Ertrag.
Gott lässt sein Volk nicht im Stich, er ist „mitten in Israel“ und bezeugt sich selbst mit den Worten: „Ich bin der Herr, euer Gott und sonst niemand.“
Über Joel ist nichts Näheres bekannt. Sein Buch enthält nur vier Kapitel. Die beiden ersten spiegeln die schon erwähnte Bußfeier wider, während die beiden letzten vom zukünftigen Heil Israels handeln. Der Text wurde wahrscheinlich im 5. oder 4. Jh. vor Chr. geschrieben.
Sein drittes Kapitel trägt die Überschrift „Die Ausgießung des Geistes“. Am ersten christlichen Pfingstfest zitiert Petrus in seiner Predigt den Propheten Joel wörtlich (Apg. 2, 17-21).
Joels Ankündigung der Ausgießung des Heiligen Geistes über alle im Volk Israel wird vom Apostel Petrus als erfüllt verkündigt und gilt seitdem allen Christen gleichermaßen.
Nun feiern wir Anfang Juni wieder ein Pfingstfest und meistens steht über dem „Geburtstag der Kirche und Gemeinde“ das Prophetenwort aus Sacharja 4, 6:
„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr.“
Doch zu Pfingsten 2025 darf der „kleine“ Prophet Joel unser Herz mit der wunderbaren Botschaft füllen: „Der Tag des Herrn kommt und es wird geschehen: Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet.“
Ich wünsche euch einen frühlingshaften Mai und frohe Pfingsten.
E.-J. Müller