„Wie soll ich dich empfangen und wie begegn ich dir,
o aller Welt Verlangen, o meiner Seelen Zier?“
Seit fast 400 Jahren gehört dieses Lied zum Repertoire der Adventszeit. Mich faszinieren diese alten Verse mit der zeitlosen Melodie. Jedes Jahr tönt uns im Weihnachtsoratorium von J.S. Bach diese Frage aus der ersten Strophe „Wie soll ich dich empfangen?“ entgegen. Hinter diesen Worten steht die Sehnsucht nach der Begegnung mit dem lebendigen Gott.
In der zweiten Strophe erinnert der Dichter daran, wie Jesus einst auf einem Esel in Jerusalem eingeritten ist. „Dein Zion streut dir Palmen und grüne Zweige hin, und ich will dir in Psalmen ermuntern meinen Sinn.“ Dabei werden die grünenden Zweige zum Sinnbild für unser Herz. Mit allen Sinnen, mit allem, was uns ausmacht und was wir haben, wollen wir diesem Jesus dienen. Es ist eine poetische Beschreibung der höchsten Form der Hingabe an diesen persönlichen Herrn. Ein Bekenntnis, ein Ausdruck voller Liebe zu diesem Retter und Erlöser.
In den letzten Strophen ruft der Dichter wiederholt „er kommt“. Für jeden, der sich ihm zuwendet, kommt er zum Trost. Für die Feinde Gottes kommt er als ein König und Richter. Für seine Kinder, die an ihn glauben, kommt er wie die Sonne. Sie dürfen sich ewig in seiner Gegenwart wärmen und freuen.
Ein Lied voller Kontraste, das den Blick aus der Vergänglichkeit, aus dem irdischen Leid nach oben richten möchte. Von dort kommt dieser Jesus wieder. Er ist der Kommende. Seine Ankunft feiern wir. Ihn erwarten wir. Die Wochen vor Weihnachten erinnern uns besonders daran.
Herzliche Segensgrüße zum Advent wünscht
Stefan Taubmann
(Foto privat: Dom von Siena)