Freudige Erwartung
„Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (2. Petrus 3,13).
„Jetzt ist Herbst“, sagt Matheo zu seiner Mutter. Sie hatte ihn zur Sommerpause der Königskinder auf die nächste Saison vertröstet. Der Kleine hat es sich gemerkt und seine Mama erinnert, donnerstags wieder in die FeG zu gehen. Kinder haben eine besondere Art, zu warten. Sie bleiben dran, nehmen uns Erwachsene beim Wort. Damit sind sie uns Vorbilder, was es heißt, zu warten und zu erwarten.
Die Sprache des Neuen Testaments kennt ein hoffnungsvolles Erwarten. Dies steht in der Wortbedeutung neben dem Warten im Sinne des Befürchtens. Im 2. Petrusbrief geht es um das Aushalten dieser Spannung, besonders gegenüber den Spöttern, die sich darüber lustig machen, dass Jesus bis jetzt noch nicht wiedergekommen ist. Petrus schreibt darüber, weil er die Gemeinde wachhalten möchte. Das Ende aller Dinge kann nicht terminiert werden, doch „der Tag des Herrn“ wird kommen. Davon ist der Apostel überzeugt. Für die Gemeinde ist die Botschaft deutlich. Nicht apokalyptische Szenarien stehen im Mittelpunkt, sondern die zuversichtliche Erwartung auf das, was danach kommen soll, ein neuer Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. Damit wird unsere christliche Hoffnung eingeordnet. Unser Glaube schafft keine Weltflucht, sondern setzt sich mit der gefallenen Schöpfung auseinander. Bei all den Schönheiten dieser Welt verschließt er seine Augen nicht vor der Ungerechtigkeit. Jedes Bild von Krieg, Elend und Ausbeutung legt den Finger in die Wunde, um die Sehnsucht nach einer gerechten Welt in uns hervorzurufen.
Es gibt in jedem Leben diese Momente, in denen uns unsere Endlichkeit bewusst wird. In den letzten Wochen erreichten mich mehrfach Nachrichten von Sterbefällen, keiner davon im höheren Alter. Da wird mir nüchtern bewusst, dass auch meine Zeit begrenzt ist. Solche Momente können Angst machen. Doch dann erinnere ich mich wieder an meine christliche Hoffnung, dass Jesus mich erwartet. Und so kann ich mein Leben auf eine Zukunft ausrichten, die über Tod und Sterben hinausgeht. Eine freudige Erwartung auf eine Zeit, in der die Gerechtigkeit wieder auf dem Thron sitzen wird. Ihr Lieben, wenn ihr an den dunklen Abenden im Herbst und im Advent Kerzen anzündet, dann erinnert euch an die Zusage, dass Jesus Christus wiederkommt.
Euer Stefan Taubmann