10. Oktober 2024 | Gemeindeleben aktuell

125 Jahre FeG Gera

Am 06. Oktober haben wir unser kleines Jubiläum gefeiert. Eine gute Entscheidung. Denn Erntedank und Dank für das Bestehen unserer Gemeinde passen wunderbar zusammen.

Wir können über die Maßen dankbar sein. Wir haben ein Gemeindehaus, das wir mit der Blaukreuzgruppe, einem Spieleverein und mit unseren rumänischen Geschwistern teilen. Wir können dankbar sein für so viele Köpfe und Hände, die sich von unscheinbaren Diensten bis zu großer Verantwortung ehrenamtlich einbringen. Und wir sind dankbar für unsere Kinder und die junge Generation. Denn daraus sind in der Vergangenheit immer wieder neue Generationen hervorgegangen. Aus unseren Reihen haben etliche früher die Kindergottesdienste und die Jugend besucht und bringen heute ihre eigenen Enkel mit. Das Leben ist immer weitergegangen. Im Laufe der 90er Jahre sind zwar aus unserer Stadt mehr als 30 Prozent der Bevölkerung abgewandert. Ein riesiger Substanzverlust. Auch unsere Gemeinde hat viel verloren, besonders Anfang der 70er Jahre durch die Enteignung des Gemeindehauses in der Bärengasse. In den schwierigen Jahren nach der Wiedervereinigung schrumpfte die Gemeinde zur jetzigen Größe. Und doch, von der anderen Seite betrachtet läuft die Gemeinde seit 30 Jahren stabil weiter. Immer wieder sind neue Menschen dazugekommen. Manche sind geblieben, andere weitergezogen, denen wir als Gemeinde eine Zeit lang zum Segen sein durften. Wir erleben den Segen Gottes an so vielen Stellen. Unsere Gemeinde hat in ihren 125 Jahren zwei kirchenfeindliche Systeme überstanden und wir können heute ungehindert unseren Glauben in dieser Stadt leben, ja sogar mitgestalten. Gott sei Dank dafür.

Doch was macht Gemeinde und Kirche im Kern aus? Was unterscheidet uns von anderen Vereinen? Auch die FeG ist eine von Menschen geführte Organisation mit Strukturen. Unser Bund steht rechtlich auf einer Verfassung. Wir haben eine Gemeinde- und eine Wahlordnung. Wir schreiben Protokolle, in denen wir Beschlüsse festhalten. Und doch ist das Wesen einer Gemeinde grundlegend anders als bei sonstigen Organisationen. Denn Jesus ist das Haupt unserer Gemeinde. Sie ist sein Eigentum, weil er sie mit seinem Blut erkauft, für sie sein Leben gegeben hat. Jesus nennt die Gemeinde seine Braut. Damit gibt es neben der Zugehörigkeit zu einer Kirche – in unserem Fall ist es der Bund FeG – noch einen universalen Aspekt. Denn als Gemeinde vor Ort sind wir Teil des gesamten Leibes Jesu, der weltweiten Gemeinde aller Gläubigen. Damit ist die FeG Gera Gemeinde Jesu. Er selbst, Jesus Christus, ist der Stifter seiner Kirche, der Ekklesia, ihr Anfänger und Vollender, auch für unsere Gemeinde. Jesus ist das Fundament, auf dem wir stehen.

Dazu sagt Paulus im 2. Timotheusbrief:

Aber das feste Fundament, das Gott gelegt hat, hält stand. Es trägt als Siegel die Inschrift: `Der Herr kennt die, die zu ihm gehören. Und `Wer sich zum Namen des Herrn bekennt, muss aufhören, Unrecht zu tun´.

Unsere Gemeinde besteht auf einem festen Fundament, das allen Unwettern der Zeit standhält. Wir spüren oft unsere kleine Kraft, suchen nach Mitarbeitern, haben wenige junge Leute, möchten unser Haus sanieren, wenn sich die finanziellen Möglichkeiten ergeben. Das kann schon entmutigend werden, auslaugen, müde machen. Doch dagegen steht eben die immer gleiche Zusage unseres Herrn, dass unser Fundament standhält. Der Gründervater der Freien ev. Gemeinden, Hermann Heinrich Grafe, hat vor 170 Jahren folgenden Vers gedichtet:

„Ein einig Volk von Brüdern, das ist das Volk des Herrn, verzweigt in seinen Gliedern, doch eins in seinem Kern; von oben her geboren, vom Heilgen Geist getränkt, von Gott selbst auserkoren, der liebend sein gedenkt.“

Grafe hat es damals in demselben Vertrauen auf Jesus gesungen wie wir heute. Unser Fundament blieb und bleibt bestehen. Dabei sind es zwei wesentliche Tatsachen, die Jesus in sein Siegel eingraviert hat. Die erste betrifft ihn. Er kennt die Seinen. Er kennt uns. Er kennt die kleine FeG Gera, denn sie gehört zu ihm, ist ein Teil von ihm. Und das dürfen wir immer wieder verkündigen und Menschen einladen. Denn wir laden sie nicht in unseren Club, sondern zu Jesus ein. Die zweite Tatsache betrifft unser Leben. Wer sich zu Jesus bekennt, muss aufhören, Unrecht zu tun. Das ist Anspruch und Auftrag zugleich. Es liegt an uns, mit allem, was uns geschenkt wurde, Jesus zu dienen, in unserer Stadt, in die wir gestellt wurden, und ihren Menschen.